Roentgen-Fallbeispiele 2023

Inhalt HD-Aufnahme in Position 1 Becken und Hüftgelenke ventrodorsal, gestreckte Hintergliedmaßen HD Katze Becken und Hüftgelenke ventro dorsal, gestreckte Hintergliedmaßen Seite 3 Seite 11 HD-Aufnahme in Position 2 Becken und Hüftgelenke ventrodorsal, gebeugte Hintergliedmaßen ED-Arthrosegrad Ellbogengelenks dysplasie, Ellbogen gelenksarthrose (Cubarthrose) Seite 4 Seite 12 HD – wach oder in Sedation? Narkosebedingte Muskel erschlaffung versus Muskelzug des Femurkopfes in die Pfanne Seite 5 HD-Gradeinteilung (DE/CH) Vergleich zur Einteilung der Hüftgelenks dysplasie in Deutschland und in der Schweiz sowie Zusatzmaterial zur Auswertung eines Röntgenbildes mit dem Swisscore Seite 6 Norbergwinkel (NW) Kriterium zur Graduierung der Hüftgelenksdysplasie Seite 8 PennHIP und DI zur Hüftgelenks untersuchung Pennsylvania Hip Improvement Program (PennHIP) und Distraktionsindex (DI) sowie Zusatzmaterial PenHipDistraktionsindex Seite 9 Osteochondrose (OC) Skelettentwicklungs störung bzw. Osteochondrosis dissecans (OCD) Seite 13 Lumbosakrale Übergangs wirbel Kongenitale Wirbel anomalie Seite 14 Keilwirbel Extra Angeborene Wirbel missbildungen, häuﬁg bei brachycephalen Rassen Seite 15 Boxer Spondylose-Röntgen Disseminierte idio pathische skelettale Hyperostose (DISH) Seite 16 Auf meinlilakalender.de ATFStunden erwerben

HD-Aufnahme in Position 1 Becken und Hüftgelenke ventrodorsal, gestreckte Hintergliedmaßen Vorkommen: HD vorwiegend bei Hunden größerer Rassen, Krankheitsausprägung je nach Schweregrad Röntgen-Voraussetzungen • Aufnahmen in Narkose oder tiefer Sedation mit Muskel relaxation • Etwaige Lockerheit der Hüftgelenke soll erkennbar werden • Muskeltonus würde Femurköpfe ggf. tiefer in die Pfanne ziehen • Gute Qualität beim HDRöntgen besonders wichtig • Gefahr der Ablehnung durch den HDGutachter, wenn die Bilder nicht den Vorgaben entsprechen und nicht ausgewertet werden können Lagerungskriterien Position 1 • Hintergliedmaßen kaudal gelagert und gestreckt • Symmetrische Position des Beckens (ohne Rotation um die Längsachse) • Adduktion mit Parallelität beider Femora • Zugrichtung der Oberschenkelknochen parallel zur Lenden wirbelsäule • Eindrehung der Kniegelenke mit Zentrierung der Patella • Kniegelenke zum Tisch mit vollständiger Streckung der Hüft gelenke • Bildfeld: Becken und Oberschenkel vom Darmbein und L7 bis Kniegelenke und Patella • Schwanzwirbelsäule gestreckt in der Mitte zentriert Expertenrat • Beugung der Knie und Hüftgelenke vor Extension der Hinter beine lässt die Sagittalebene des Kniegelenks erkennen und erleichtert so das „Zentrieren“ der Patella • Erst Kniegelenke eindrehen und dann Hüftgelenke strecken • Bei großen und starkbemuskelten Hunden ist eine vollständige Eindrehung und maximale Streckung der Hüftgelenke manch mal schwer • Unvollständige Eindrehung der Kniegelenke und unvollständige Zentrierung der Patella ist am Röntgenbild leichter zu erkennen als mangelnde Extension mit leichter Verkürzung der Femora und Magnifikation der Kniegelenke Symmetrische Darstellung der Darmbeinflügel, insbesondere die symmetrische Distanz zwischen den Konturen der Spina iliaca dorsalis und ventralis (laterale Kontur) ist ein sensitiver Marker für eine symmetrische Darstellung des Beckens ohne Rotation um die Längsachse Rotation und die Querachse verkürzt das For. obturatorium in kraniokaudaler Richtung zu querovaler Form i 3 Auf meinlilakalender.de ATFStunden erwerben

HD-Aufnahme in Position 2 Becken und Hüftgelenke ventrodorsal, gebeugte Hintergliedmaßen Vorkommen: HD vorwiegend bei Hunden größerer Rassen, Krankheitsausprägung je nach Schweregrad K T H Lagerungstipp Expertenrat Vergleich ventrodorsale HDAufnahmen in Position 1 (gestreckte Hintergliedmaße) und 2 (gebeugte Hintergliedmaße) Ein Anheben der Tarsalgelenke (hier nicht im Bild sichtbar) rotiert den Trochanter major (T) nach kaudal hinter den Femurkopf (K) und den Femurhals (H), so dass degenerativosteophytäre Lippenbildung (oranger Pfeil) am Femurkopf kranial und Buckel bildung am Femurhals kaudal (gelber Pfeil) gut sichtbar werden. • Aufnahmetechnik: 90° (bis 45°) Winkel zwischen Femurschaft und Lendenwirbelsäule. • Position 2 gilt als „eine Art zweite Ebene für den Femurkopf und hals“, schafft weitere Klarheit über das Ausmaß von Osteo phyten am Femurkopf und hals (Kragenlinie und Morganlinie) in Form von Lippenbildung (orange Pfeile) und Buckelbildung (gelbe Pfeile) sowie über Passform und Kongruenz des Gelenks. • Verschattungen in der Fossa acetabuli weisen auf Osteophyten an dieser Stelle hin, die den Femurkopf nicht mehr tief in die Pfanne gleiten lassen (Inkongruenz bzw. Divergenz des Gelenk spaltes mit leichter Subluxation des Femurs). i 4 Auf meinlilakalender.de ATFStunden erwerben

HD – wach oder in Sedation? Narkosebedingte Muskelerschlaffung versus Muskelzug des Femurkopfes in die Pfanne Vorbericht: Mischling, 9 Monate, mit bilateral sehr lockeren Hüftgelenken L L Hund in Sedation Hund ohne Sedation Röntgenbefund Diagnose: Schwere HD mit hoch- gradiger, lateraler (Sub-)Luxation des Femurkopfes • Rechte Aufnahme ist wach angefertigt: Subluxation nur am linken Femurkopf sichtbar, rechts vermutlich Muskelzug des Femurkopfes in die Pfanne. • Linke Aufnahme, kurz darauf in Narkose mit vollständiger Muskel erschlaffung: Beide Femurköpfe sind lateral luxiert als Zeichen bilateral lockerer Hüftgelenke. Expertenrat • Muskelzug kann den Femurkopf in die Pfanne ziehen, wodurch die passive Lockerheit des Hüftgelenks in Form der Subluxa tion des Femurkopfes aus der Pfanne dann nicht mehr sichtbar ist. • Beim HDRöntgen bestätigt der Röntgen tierarzt deshalb, die Röntgen aufnahmen in Narkose oder tiefer Sedation mit vollständiger Erschlaffung der Skelettmuskulatur angefertigt zu haben. • Um den Stress für das Tier und die Strahlenbelastung für den Menschen zu minimieren, ist eine Sedierung des Patienten anzuraten. i 5 Auf meinlilakalender.de ATFStunden erwerben

HD-Gradeinteilung (DE/CH) Vergleich zur Einteilung der Hüftgelenksdysplasie in Deutschland und in der Schweiz Methodenvergleich: Einteilung der HD Auswahl einzelner Kriterien der HD-Beurteilung HD-Grade in Deutschland K M Norbergwinkel (siehe Monat Mai) Kongruenz des Gelenks bzw. Divergenz des Gelenkspaltes Lage des Femurkopfzentrums zum dorsalen Pfannenrand Form und Kontur des kraniolateralen Pfannenrandes Form von Femurkopf und Femurhals mit etwaigen arthrotischen Merkmalen: Kragen durch Osteo phyten (Pfeile), Kragenlinie (K), Morganlinie (M) Expertenrat Das Schweizer Punkteschema erlaubt es, jedes Kriterium individuell in ver schiedene Schweregrade einzustufen, die sich dann zum Gesamtergebnis aufsummieren, was die ausgewogene Gewichtung einzelner abweichender Ausprägungen auf das Gesamtergebnis besser standardisiert. Zusammenfassung Aufgrund der vergleichbaren röntgeno logischen Kriterien und HDGrade sollten FCISchema und Schweizer Punkte schema zum gleichen Ergebnis kommen. Schweizer Punkteschema nach Flückiger Im Schweizer Punkteschema nach Flückiger erfolgt die Bewertung von sechs verschiedenen röntgen o lo gischen Kriterien, die denen des FCI-Schemas gleichen, für jedes Gelenk einzeln • Je nach Ausprägung mit 0 bis 5 Punkten bewertet (0 = normal bis 5 = schwerer HDBefund). • Die Summe der Punkte des schlech teren Gelenks entscheidet über den HDGrad des Tieres. • Zusatzmaterial zum Schweizer Punkte schema auf www.meinlilakalender.de. Interpretation in Deutschland nach FCI-Schema A – Keine Hinweise für HD B – Übergangsform (fast normale Hüftgelenke) C – Leichtgradige HD D – Mittelgradige HD E – Hochgradige HD FCI-Schema in Deutschland Röntgenologische Kriterien, deren Ausprägung bei dem in Deutschland üblichen FCI-Schema jeweils in einer Kategorie für die einzelnen HD- Grade (A–E) gemeinsam beschrieben werden • Acetabulum mit Form und Kontur des kranialen und kraniolateralen Pfannenrandes • Kongruenz des Gelenks und Gelenk spalts • Sitz des Femurkopfes in der Pfanne • Lage des Femurkopfzentrums zum dorsalen Pfannenrand • Form von Femurkopf und Femurhals • Norbergwinkelmessung • Osteoarthrotische Merkmale Wenn dabei ein einzelnes Kriterium inxder Ausprägung von allen anderen Merkmalen der Kategorie abweicht, dann kann sich die Gewichtung und der Einfluss dieses „Ausreißers“ auf das Gesamtergebnis variabel gestalten. i 6 Auf meinlilakalender.de ATFStunden erwerben

HD-Gradeinteilung (DE/CH) Radiologische Kriterien zur HDKlassifizierung beim Hund* Flückiger M., Kleintierpraxis 38; 693702 (1993), leicht modifiziert, Stand 12/03 (hdschema.doc) Methodenvergleich: Einteilung der HD Kriterium 1 Kriterium 2 Kriterium 3 Kriterium 4 Kriterium 5 Kriterium 6 Norbergwinkel 105° od. mehr 105° od. mehr, Gelenkflächen divergierend, oder 100–104°, aber Gelenkflächen parallel 100–104° 90–99° 80–89° < 80° Form des kranio- lateralen Azetabu- lumrandes Ausbildung des subchondralen Knochens am Azetabulum Form von Femur- kopf (K), Übergang Kopf-Hals (U), Femurhals (H) Zubildung kaudo- lateral am Femur- hals (Morganlinie) Punkte pro Kriterium Lage des Femur- kopfzentrums (FKZ) in Bezug zum dorsalen Azetabulumrand (DAR) FKZ medial DAR (> 2 mm) lateral nachfassend schmal, gleich mäßig dick K: rund, deutlich abgesetzt nicht sichtbar oder flacher Buckel auf der abgebeugten Aufnahme FKZ medial DAR (1–2 mm) horizontal breit, aber gleich mäßig K: rund, schlecht abgesetzt, U: keine Zu bildungen, H: walzenförmig kantiger Buckel auf abgebeugter Aufnahme, (flacher Buckel wird nicht erfasst) FKZ liegt auf dem DAR leichtgradig ab gerundet oder leichtgradig Zubildungen lateral leichtgradig verdickt, medial leichtgradig reduziert K: leichtgradig abgeflacht, U: leichtgradig Zubildungen FKZ lateral DAR (1–5 mm), > 1/3 des FK über dacht mittelgradig abgerundet, leicht gradig Zubildun gen, zweiteilige Gelenksfläche lateral mittelgradig verdickt, medial mittelgradig redu ziert K: mittelgradig abgeflacht, U: leichtgradig Zubildungen feiner Grat bis 1 mm Breite (nur erfasst, wenn zusätzl. path. Befunde bestehen) (unscharfer) Grat bis 2–3 mm Breite FKZ lateral DAR (6–10 mm) > 1/4 des FK überdacht FKZ lateral DAR (> 10 mm), < 1/4 des FK über dacht stark abgerundet, mäßige Zubildun gen lateral stark verdickt oder nur lateral ausgebildet K: mittelgradig verformt, U: mittelgradig Zubildungen Leiste von mehr als 3 mm Breite Rand fehlt, Pfanne massiv verformt verschmilzt mit lateralem Becken rand, manchmal fehlend K: massiv verformt, U: massive Zu bildungen Leiste überlagert durch ausgedehnte Exostosen 0 1 2 3 4 5 Punkte HD-Grad 0–2 3–6 7–12 13–18 > 18 A B C D E Interpretation Keine Hinweise für HD Übergangsform Leichtgradige HD Mittelgradige HD Hochgradige HD Klassifizierung Die 6 Kriterien werden für jedes einzelne Gelenk bewertet. Das beste Gelenk hat 0 Punkte, das schlechteste hat 30 Punkte. Das schlechtere Gelenk entscheidet über den HDGrad des Tieres. i 7 Auf meinlilakalender.de ATFStunden erwerben

Norbergwinkel (NW) Kriterium zur Graduierung der Hüftgelenksdysplasie Signalement: Rhodesian Ridgeback, 1 Jahr, weiblich, HDRöntgen zur Zucht Röntgenbefunde • Winkel zwischen Femurkopfzentrum und kraniolateralem Pfannenrand ist ein summatives Winkelmaß für Pfannentiefe und Gelenklockerheit mit einem orientierenden Normalwert von etwa 105°, welcher vermutlich eine rassespezifische Normvariation aufweist. • Wichtig: Der kraniolaterale Messpunkt ist das Ende der Gelenkfläche des kraniolateralen Pfannenrandes und nicht der lateralste Knochenpunkt des Beckens oder eines periartiku lären Osteophyten. • Das Femurkopfzentrum ist der Kreismittelpunkt eines konzen trischen Rings um den Femurkopf, der unter Aus sparung der proximomedialen Fovea capitis an die proximo lateral und distomedialfreien Femurkopfkontur anmodelliert wird. Expertenrat • Der NW ist nur ein einzelnes Kriterium aus multiplen weiteren morphologischen Befunden bei der Diagnose und Graduierung der Hüftgelenksdysplasie. • Eine Rotation des Beckens um die Längsachse und eine dadurch asymmetrische Darstellung der beiden Beckenhälften wirkt sich auf die Symmetrie der Norbergwinkelmessung aus. • Abgesehen von der knöchernen Morphologie des Acetabulums in Form einer etwaigen Abflachung des kraniolateralen Pfannen randes (Messpunkt für den Norbergwinkel) und Hypoplasie des Pfannen daches (Überdachung und Pfannen tiefe) stellt die Gelenklockerheit und passive Laxizität ein weiteres wichtiges funktionelles Kriterium der HD dar. • Muskelrelaxation ist nötig, um eine etwaige Gelenklockerheit in Form einer Divergenz des Gelenkspaltes und lateralen Subluxation des Femurkopfes sehen zu können (Messpunkt Femurkopfzentrum wandert nach lateral und reduziert den Norbergwinkel). • Eine Verwindung der Kapsel durch unphysiologische Gelenk streckung und Eindrehung in Position 1 sollen die passive Lockerheit reduzieren und den Femurkopf in die Pfanne ziehen können, wobei der Effekt nicht klar messbar ist. i 8 Auf meinlilakalender.de ATFStunden erwerben

PennHIP und DI zur Hüftgelenksuntersuchung Pennsylvania Hip Improvement Program (PennHIP) und Distraktionsindex (DI) Signalement: Rhodesian Ridgeback, 1 Jahr, weiblich, HDRöntgen zur Zucht inkl. PennHIP R D DI: 0,511 Distraktion bzw. Subluxation des Femurkopfes nach lateral Distraktor als Hebel Distraktion bzw. Subluxation des Femurkopfes nach lateral Druck nach medial Druck nach medial Distraktionsindex DI = D/R R = Radius Femurkopf D = Abstand Pfannenzentrum zu Femurkopfzentrum Distraktor mit Schaumstoffmantel: Distraktor auf Breite der Hüftgelenke einstellen; Sichtbare Impression des Schaumstoffmantels erlaubt die Kompression der Femora gegen den Distraktor zu sehen; Subluxation bis zum Grad der passiven Laxizität; Kein Schaden für das Gelenk Durchführung der PennHIP-Untersuchung Beinhaltet drei Röntgenaufnahmen des Beckens und der Hüftgelenke im ventrodorsalen Strahlengang • Mit gestreckten Hüftgelenken in Posi tion 1 nach FCI. • Kompressionsaufnahme mit 90° lateral abduzierten Femora, deren Köpfe mit leichtem medialen Druck in die Pfanne gedrückt werden, weit gehend entsprechend Posi tion 2 nach FCI. • Distraktionsaufnahme in neutraler Stand position der Femora und Dis traktor zwischen den Oberschenkeln, mit dessen Hilfe durch Kompression der Kniegelenke die Femurköpfe aus der Pfanne gehebelt werden, bis die Gelenkkapsel und das Lig. capitis ossis femoris die passive Subluxation limitieren. DI: 0,562 DI: 0,56 DI von 0,5 – 0,7 bedeutet mittelgradiges Arthroserisiko Auswertung Bewertung Distraktionsindex • Zunächst Beurteilung der Lagerung gemäß bekannter Auswertungs schemata (FCI, OFA etc.). Wenn hier HD positiv, kein DIIndex. • Interessiert am Verfahren? www.meinlilakalender.de Mit zunehmender Gelenklockerheit steigt das Arthroserisiko des Hundes im Alter Schauen Sie sich die DIIndices auf www.meinlilakalender.de an! i 9 Auf meinlilakalender.de ATFStunden erwerben

PennHIP und DI zur Hüftgelenksuntersuchung Pennsylvania Hip Improvement Program (PennHIP) und Distraktionsindex (DI) Signalement: Rhodesian Ridgeback, 1 Jahr, weiblich, HDRöntgen zur Zucht inkl. PennHIP Kompressionsansicht gemäß Position 2 FCI Auswertung der PennHIP-Aufnahmen Bewertung Distraktionsindex 1. Schritt: Beurteilung der morphologischdysplastischen und degenerativen röntgenolo gischen Kriterien ähnlich wie bei allen anderen HDAuswerteschemata (F.C.I., OFA, etc.). Falls hier bereits deutliche morphologische Veränderungen zu sehen sind (z. B. Coxarthrose), dann wird vom Zuchteinsatz abgeraten und kein Distraktionsindex mehr gemessen 2. Schritt: Beurteilung der passiven Passform des Gelenks in der Kompressionsaufnahme (ähnlich wie bei Position 2 nach FCI) 3. Schritt: Messung des Distraktionsindex (DI) als Maß für die passive Lockerheit des Hüftgelenks. DI = Abstand zwischen Pfannenzentrum und lateral subluxierten Femur kopfzentrum geteilt durch den Radius des Femurkopfes 4. Der Distraktionsindex eines Hundes wird in eine Datenbank aller Hunde einer Rasse eingetragen (% Ranking) und der DI von Zuchttieren oder Anpaarungen sollte (Empfeh lung) in der besseren Hälfte ihres Populationsdurchschnitts liegen (Selektionsdruck) Mit zunehmender Gelenklockerheit steigt das Arthroserisiko des Hundes im Alter • DI < 0,3: minimales Arthroserisiko • DI 0,3 – 0,5: geringgradiges Arthroserisiko • DI 0,5 – 0,7: mittelgradiges Arthroserisiko • DI > 0,7: hochgradiges Arthroserisiko i 10 Auf meinlilakalender.de ATFStunden erwerben

HD Katze Becken und Hüftgelenke ventrodorsal, gestreckte Hintergliedmaßen Epidemiologie: Prädisposition eher bei großen und Rassekatzen, aber auch EKHs betroffen • Beidseits Subluxation des Femurkopfes • Eckige Femurköpfe • Massive Arthroseanzeichen • Kaum konturierter Femurhals • Beidseits Subluxation des Hüftgelenkes • Schwache Ausbildung des Acetabulums • Oberschenkelkopf eckig Auftreten Interpretation Expertenrat • HD tritt auch bei Katzen auf. • Prävalenz ist teils höher als oft landläufig vermutet und wird allge mein vermutlich eher unterschätzt. • Teils wird züchterisch durch HD Röntgen selektiert. • Die Veränderungen und die HD Beurteilung ist ähnlich wie beim Hund. Kriterien und Veränderungen prinzipiell die gleichen wie beim Hund (lockeres Gelenk mit Subluxation des Femur kopfes und reduzierter Überdachung des Kopfes durch die Pfanne, Divergenz Gelenkspalt, Abflachung des Pfannen randes, flache Pfanne, Entrundung und Deformation des Femurkopfes, peri artikuläre Osteophyten um Femurkopf und hals sowie azetabulär. Wichtige Unterschiede zum Hund • Katze hat eine flachere Pfanne als der Hund. • Deshalb: normaler Norbergwinkel bei der Katze ca. 95° (statt ca. 105° beim Hund). • Arthrosen oft weniger ausgeprägt bzw. röntgenologisch weniger auffällig, schlechter oder später oder nur in schweren Fällen zu sehen, die gar nicht so selten auftreten. • Veränderungen wirken röntgeno logisch allgemein dezenter als beim Hund. i 11 Auf meinlilakalender.de ATFStunden erwerben

ED-Arthrosegrad Ellbogengelenksdysplasie, Ellbogengelenksarthrose (Cubarthrose) Vorkommen: Vor allem großwüchsige Rassen und sehr junge bis junge Hunde Bestimmung des ED-Grades Zur Bestimmung des EDGrades wird neben etwaigen Grund erkrankungen wie fragmentierter Processus coronoideus medialis (FCP), Ostechondrosis dissecans der medialen Humeruscon dylen (OCD) und dem isolierten Processus anconaeus (IPA) oder einer etwaigen Inkongruenz im Ellbogengelenk (Distractio cubiti) auch der Arthrosegrad bestimmt. Einteilung nach Arthrosegrad Keine Osteophyten: Arthrosegrad 0 Fragliche Unschärfen: Grenzfall (Borderline) Osteophyten 0 bis 2 mm: Arthrosegrad 1 Osteophyten 2 bis 5 mm: Arthrosegrad 2 Osteophyten über 5 mm: Arthrosegrad 3 Ellbogen mediolateral gebeugt, um kleine Osteophyten kranioproximal am Dach des Proc. anconaeus überlagerungsfrei zu sehen Expertenrat • Erste kleine Osteophyten meist kranio proximal am Dach des Proc. anconaeus zu erkennen. • Deshalb ist eine gebeugte Aufnahme oft sensitiver als eine ge streckte, wo dieser Bereich durch den Humerus überlagert wird. i 12 Ellbogengelenk gebeugt Im Vergleich: Ellbogengelenk gestreckt (Rasse: DSH) Auf meinlilakalender.de ATFStunden erwerben

Osteochondrose (OC)* *bzw. Osteochondrosis dissecans (OCD) Skelettentwicklungsstörung Signalement: Hovawart, 14 Monate Lagerungstipps • Zu untersuchendes unteres Bein eher maximal nach kranial (gefühlt fast nach kraniodorsal) ziehen als nach ventral. • Bei ventraler Lagerung kommt Schulter gelenk weit kaudal zu liegen und über lagert mit dem Sternum (Manubrium). • Oberes Bein nach kaudal bzw. eher nach kaudodorsal ziehen, damit möglichst wenige Weichteile das Schultergelenk überlagern. • Kopf und Hals deutlich nach dorsal strecken, damit möglichst wenig Weich teile das Schultergelenk überlagern. Anzeichen und Verlauf der OCD Prädisposition Große und sehr große Hunderassen, teils züchterische Selektion durch Röntgen. Röntgenbefund • Prädilektionsstelle: Kaudoproximal am Humeruskopf im subchondralen Knochen. • Konturstörung, Abflachung, Defekt oder Osteolyse kaudoproximal am Humeruskopf in variabler Größe. • Ggf. unterliegende Sklerose und sekundäre Omarthrose (Osteophyten an den Gelenkrändern kaudal am Glenoid, Humeruskopf und anderen Stellen) sichtbar. • Knorpeliges Dissekat bei OCD meist nicht zu erkennen. • Partiell mineralisierte Knorpelschuppe oder osteochondrales Fragment manchmal leicht mineralisiert als Verschattung sichtbar, z. B. im kau dalen Gelenkrecessus oder im Bereich der Bizepssehnenscheide kranial, die mit dem Gelenk kommuniziert. Konturstörung, Abflachung und Osteolyse kaudal am Humeruskopf (orange Pfeile) mit dezenter unterliegender Sklerose Minimale, osteoarthrotische Rauhigkeiten kaudal an den Gelenk rändern (gelbe Pfeile) Verlauf ein Jahr später Progressive Osteophyten bzw. Arthrose (Omarthrose), Osteolyse und Sklerose regressiv, Remodeling Expertenrat • Zoom und Kontrast verwenden. • Kleine Osteochondrosen müssen nicht klinisch apparent verlaufen und können radiologisch auch leicht übersehen werden. i 13 Auf meinlilakalender.de ATFStunden erwerben

Lumbosakrale Übergangswirbel Kongenitale Wirbelanomalie Signalement: Rhodesian Ridgeback, 18 Monate, weiblich Abb. 1 – Normalbefund: Ventrodorsale Projektion des Lumbosakralbereichs bei einem normalen Hund mit gestreckten Beckengliedern. Der letzte Lendenwirbel ist korrekt geformt und ausgerichtet. Seine Querfortsätze haben eine regelmäßige Form, liegen nicht an den Kontakt mit den Darmbeinen und zeigen in kraniolaterale Richtung. Die drei Dornfortsätze der Kreuzbeinwirbel sind miteinander verschmolzen und bilden den medianen Kamm. Die Ausrichtung der Wirbel ist gerade Abb. 2 – Rhodesian Ridgeback: mit lumbosakralen Übergangs wirbeln (s. Text Abb. 3 und 4) Röntgenbefunde ISG • Lumbosakrale Übergangswirbel können abhängig vom Typ des Wirbels und Hunderasse eine Prädilektion für eine Degeneration der lumbosakralen Bandscheibe und das CaudaequinaKompressionssyndrom darstellen. Sie werden auf HDRöntgenaufnahmen des Beckens zu ScreeningZwecken im Rahmen der Beurteilung der Hüftgelenke zur Information der Zuchtverbände/Züchter erwähnt, führen aber nicht unbedingt zum Zucht ausschluss, solange keine gesicherten Daten über ihre Relevanz vorliegen. • Sakrum: Unvollständige Fusion der drei Sakral wirbel zum Sacrum mit Zwischenwirbel spalten und Bandscheibenrudimenten inner halb des Sacrums oder unvollständiger Fusion der sacralen Spinalfortsätze zur Crista sacralis mediana mit isolierten Spinal fortsätzen. Größe des Sacrums, der Sakrumflügel und der Ileosakralgelenke können symmetrisch oder asymmetrisch variieren. • Kaudalster, präsakraler Lumbalwirbel: Die Transversalfortsätze des L7 (L6 oder L8) können hinsichtlich Form, Größe, Orientierung und etwaigen Kontakt zum Becken und Sakrum klassifiziert werden (lumbaler Typ 1, interme diärer Typ 2 und sakraler Typ 3). Auch die Position des präsakralen Lumbalwirbels in Relation zum Becken kann variieren. Auftreten Eine erbliche genetische Komponente wird vermutet. Prävalenz bei mittleren und großen Rassen ca. 3,5 %. Vermehrt beim Deutschen Schäferhund und größeren Schweizer Sennenhunden. Abb. 3 P ro c . t r a n s v. P ro c . t r a n s v. präsakraler Lendenwirbel l e g ü fl m u r k a S s n ette c a d F arthro n e u e s s N klero e ein S Sakrumflügel ISG alt p s k n ele kralg a s Ilio r e d n e z t i p s z t a s t r o f n r o D a n a i d e m s i l a r c a s a t s i r C Sakrum Sakrum Abb. 4 Expertenrat • Übergangswirbel können symmetrisch oder asymmetrisch ausgebildet sein. • Übergangswirbel haben morpholo gische Charakteristika der beiden Wirbelsäulenabschnitte zwischen denen sie gelegen sind. • Die morphologischen Übergänge scheinen oft fließend zu sein, was die Einteilung erschwert. • Röntgenaufnahmen in einer einzelnen Ebene liefern nur begrenzte Informa tionen und anatomische Details der oft komplexen Übergangswirbel sind nur mittels CT eindeutig zu erkennen. i 14 Auf meinlilakalender.de ATFStunden erwerben

Keilwirbel Extra Angeborene Wirbelmissbildungen, häufig bei brachycephalen Rassen Signalement: Französische Bulldogge, 19 Monate und 5 Jahre Röntgenbefund Rasseprädisposition • Laterale Röntgenaufnahmen von Brust und Lendenwirbelsäule werden im Rahmen von • Rasseprädispositionen für angeborene Zuchtuntersuchungen oft zum Screening verwendet. • Zentrale konvergierende Keilwirbel sind die häufigste Form mit bevorzugtem Auftreten in der mittleren Brustwirbelsäule. Daneben existieren multiple weitere Formen. Anzahl, Form und Schweregrade können mit verschiedenen Systemen klassifiziert werden. • Messungen (mm) der Stufenbildungen zwischen Wirbeln. • Messung von Kyphose (Grad) mit CobbWinkel an benachbarten Wirbelendplatten. • Beurteilung des Deformationsgrades der Schwanzwirbelsäule. Bandscheibenverkalkung Schmetterlingswirbel sind lateral oft nicht oder schlecht erkennbar Französische Bulldogge, 19 Monate alt Französische Bulldogge, 19 Monate alt Französische Bulldogge, 5 Jahre alt Expertentipp Nicht alle Fehlbildungen können mit seit lichen Röntgenaufnahmen diagnos tiziert werden, wie in Studien mit Röntgenunter suchungen von gesamten Wirbelsäulen in zwei Ebenen oder CTUntersuchungen gezeigt werden konnte. Französische Bulldogge, 5 Jahre alt (kongenitale) Wirbelmissbildungen bestehen bei brachyzephalen Hunde rassen mit korkenzieherähnlicher Rute (sog. „screwtailed breeds“) wie beispielsweise Französische und Englische Bulldoggen oder Möpse. • Schwere Deformationen der Schwanz wirbelsäule korrelieren mit Malforma tionen weiter kranial in der Wirbel säule. Hintergrundinformation • Wirbel entstehen in Folge einer komplexen embryonalen Entwicklung aus mehreren Ossifikationszentren. Fehlentwicklungen können in Seg mentationsdefekte (Block wirbel) und Formationsdefekte unterteilt werden, die sich wiederum als aplastische (Halbwirbel) und hypoplastische (Keilwirbel und Schmetterlingswirbel) Malformationen, Übergangswirbel oder Neuralrohrfehl bildungen (Spina bifida) manifestieren können. • Stufenbildungen zwischen Wirbeln oder Achsenveränderungen in der Wirbelsäule in Form von Lordose, Kyphose oder Skoliose können eine Folge sein. • Neurologische Defizite finden sich nur bei seltenen schweren Fällen. i 15 Auf meinlilakalender.de ATFStunden erwerben

Boxer Spondylose-Röntgen Disseminierte idiopathische skelettale Hyperostose (DISH) Signalement: Boxer, 2 Jahre und 2 Monate L1 L1 Auftreten • SpondylosePrädisposition beim Boxer: Zuchtröntgen in der Regel ab 2 Jahre (je nach Vorgaben des Ver bandes). • Die beim Boxer bereits im Alter von 1 bis 2 Jahren auftretenden „jugend lichen“ Spondy lose mit Schwerpunkt des Auftretens am thorakolumbalen Übergang geht keine Bandscheiben degeneration voraus. Diese Erkran kung wird formal von der Spondylose unterschieden, als eigenes Krankheits bild angesehen und als Disseminierte Idio pa thische Skelettale Hyperostose (DISH) bezeichnet. • DISH beim Boxer hat eine hohe Heri tabilität und damit erbliche Kompo nenten, weshalb mittels Zucht selektion vonseiten der Verbände vorgegangen wird. Zentrierung BWS-LWS thora kolumbaler Übergang Nicht nur kleine Zacken (gel ber Pfeil und markiert in der Vergrößerung), sondern auch isolierte spondylotische Inseln (orange Pfeile) treten auf L3 und L4 ventrale Wirbelkör perkonturen durch Ursprünge der Zwerchfellpfeiler unscharf  kein pathologischer Befund Beachte: Verwechslung mög lich durch Überlagerung mit Mageninhalt und Lungen muster (Gefäße), gerade bei kleinen, isolierten Inseln LWS-Zentrierung auf Mitte der Brustwirbelsäule Schwanzwirbelsäule: Ver wechslung mit Hämalfort sätzen möglich (weißer Pfeil) L3 und L4 ventrale Wirbel körperkonturen durch Ur sprünge der Zwerchfellpfeiler unscharf  kein patholo gischer Befund (blaue Pfeile), hier besser zu sehen als in der thorakolumbalen Zen trierung L1 Röntgenbefund • Knöcherne Zubildungen ventral an den Endplatten in Form von Zacken sind typi sche Befunde für DISH und Spondylose. • Minimale, grenzwertige Veränderungen sind oft schlecht von normalen Wirbel konturen differenzierbar. • Kleine Spondylosen im lateralen Röntgenbild nur sichtbar, wenn ventral gelegen und so tangential getroffen. Ventrolateral oft nur im CT sichtbar, laterale Seitenspondylosen tangential in VDAufnahmen und dorsolaterale Spondylosen auf lateralen Aufnahmen nur in hochgradigen Fällen zu er kennen. • In schweren Fällen Brückenbildung bis hin zu Bambuswirbelsäulenbildung bei multi plen, seriellen Spondylosen. • „Unvollständig ossifizierte“ Brücken können wie „frakturierte“ Brücken aussehen. • L3 und L4 ventrale Wirbelkörperkontu ren durch Ursprünge der Zwerchfell pfeiler oft unscharf, was eine Normva riation ist und kein pathologischer Befund. Hier bei L4 deutlicher als bei L3 und auf der LWSAufnahme besser zu sehen als bei Zentrierung auf den thorakolumbalen Übergang. Röntgen-Vorgehen Expertenrat • In der Regel laterale Röntgenbilder der gesamten Wirbelsäule oder von Brust und Lendenwirbelsäule (ggf. detaillier ter nach Vorgaben des Verbandes bzw. dessen Zuchtordnung). • Häufung der Befunde bzw. Prädilek tionsstelle thorakolumbal. • Die Altersspondylose findet sich ver mehrt lumbosakral und die jugendli che DISH vermehrt und betont thora kolumbal. DISH und Spondylose sind morphologischröntgenologisch aber nicht sicher zu unterscheiden. • Leichte Variation der Sichtbarkeit und Form kleiner Spondylosen abhängig von der Zen trierung des Zentralstrahls. Mehrere Aufnahmen mit unterschied licher Zentrierung geben in fraglichen Fällen mehr Sicherheit. i 16 Auf meinlilakalender.de ATFStunden erwerben